Oft gestellte Fragen:
Im Sommer befinden sich (auf den ca. 60.000 Bienen) viele Tausend Milben im Volk, wie sollen Bücherskorpione da überhaupt was ausichten können?
Ein Forscherteam aus Neuseeland veröffentlichte im Jahr 2012, im Journal of applied Entomology, den Artikel „Varroa management in small bites“, L. L. Fagan, W. R. Nelson, E. D. Meenken, B. G. Howlett, M. K. Walker & B. J. Donovan. In dieser Abhandlung wurden Versuche mit der Art Nesochernes gracilis und Heterochernes novaezealandiae beschrieben. Beide Arten kommen in Neuseeland in Bienenvölkern vor. Es wurde beobachtet, dass diese Pseudoskorpione ebenfalls bis zu neun Varroa Milben pro Tag verspeisen. Hieraus wurde eine interessante Rechnung erstellt. Zu Grunde gelegt wird ein Bienenvolk im Frühjahr mit 10.000 Bienen und 1000 Varroa Milben. Wir wissen aus Untersuchungen, dass die Milbenpopulation zwischen 4,25 % - 5,3 % pro Tag wächst (Guzman et al. 2007). In diesem Beispiel kommen also ca. 50 Milben pro Tag hinzu. Nun wird zu jedem Pseudoskorpion die moderate Anzahl, von nur zwei täglich attackierter und getöteter Varroa Milben, dagegen gerechnet. Bei dieser Annahme wären also bereits 25 Pseudoskorpione in der Lage, das Wachstum der Varroapopulation aufzuhalten. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nur um eine Beispielrechnung. Tatsächlich müsste die Anzahl der Pseudoskorpione in einem Bienenstock viel höher liegen, denn weibliche Tiere fallen während der Brutzeit aus dieser Rechnung raus, da sie dann ihre Nester nicht verlassen und nicht jagen. Dieses Beispiel zeigt jedoch den Kern dieser Symbiose. Es geht nicht darum ein paar Bücherskorpione in ein vollkommen vermilbtes Volk zu setzen und zu erwarten, dass die Tiere etwas ausrichten können, sondern um ein von vorneherein ausgeglichenes Räuber-Beute Verhältnis, in dem die Varroen auf den Waben und von den Bienen (Bücherskorpione entlausen die Bienen - siehe Biene unten rechts) gefressen werden und somit eine Balance zwischen der Anzahl der Nachkommen und den von Bücherskorpionen erlegten Varroamilben kommt.
Warum haben die Bücherskorpione die Varroa nicht bereits 1977 erfolgreich bekämpft, als die Varroamilbe erstmalig in Deutschland auftrat?
Zum Einen wurden Bücherskorpione von der Imkerschaft nie wirklich wahrgenommen, sodass eine biologische Bekämpfung zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal in Betracht gezogen wurde. Zum Anderen hat man bereits 1977, also im selben Jahr, in welchem die Varroamilbe importiert wurde und sich ausbreitete, Milbenbekämpfungsmittel in den Bienenstöcken eingesetzt. Da Bücherskorpione genauso wie die Milben zu der Art der Spinnentiere gehören, haben diese Mittel nicht nur die Milben abgetötet, sondern auch die nützlichen Symbionten selbst. Darüber hinaus lebten die Bücherskorpione mehr oder weniger zufällig in den Bienenbeuten. So war es dem Zufall überlassen, ob 10, 50 oder 100 Tiere in der Beute Platz fanden, da sie einfach nur eine Begleiterscheinung darstellten. Die aktuellen Beutenforschungen konzentrieren sich im Gegensatz dazu, beiden Arten, sowie der notwendigen Mikrofauna, ein optimales Habitat zu bieten, um eine natürliche, effektive Anzahl an Bücherskorpionen dauerhaft in den Beuten integrieren zu können.
Sind Pseudoskorpione schädlich für die Bienen oder deren Larven?
Ja, einige Arten sind durchaus als Gefahr zu sehen, nicht jedoch die bekannten Symbionten, wie z.B. der Bücherskorpion. Viele gewissenhaft durchgeführte Versuche belegen eindrucksvoll, dass Bücherskorpione den Bienen und deren Larven keinen Schaden zufügen, nicht einmal dann, wenn sie ausgehungert sind. Im Gegenzug werden die eifrigen Scherenträger von den Bienen geduldet. Da diese nützlichen Symbionten bereits seit Urzeiten mit den Bienen vergesellschaftet waren, kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei um eine evolutionäre Anpassung handelt.
Was passiert wenn alle Milben aufgefressen wurden?
Dieser Fall wird so niemals eintreten, denn Bücherskorpione können die Varroamilben nicht auslöschen, da sie sich in den verdeckelten Waben vermehren. Sie können die Varroamilbenpopulation aber dauerhaft unter Druck setzen, indem sie täglich eine gewisse Anzahl der Milben fressen und ihr Populationswachstum somit aufgehalten wird. Es geht also darum, eine natürliche Balance im Räuber-Beuteverhältnis zu erreichen und nicht darum, alle Varroamilben zu töten.
Stören die Pheromone der Bücherskorpione die Bienen bei der Kommunikation?
Ein Blick in die Natur verrät uns die Antwort. Pseudoskorpione leben weltweit als Symbionten in natürlichen, wildlebenden Bienenvölkern. Diese Symbiose wurde nicht von Menschen initiiert, sondern von Mutter Natur selbst. Würden die Pheromone der Bücherskorpione die Bienen bei der Kommunikation stören, hätte diese Symbiose nicht bereits seit Urzeiten bestehen können. Darüber hinaus sind Pheromone hochkomplexe und sehr individuelle Stoffe, vergleichbar mit menschlichen Schlüsselsystemen (z.B. Wohnungsschlüssel) - jeder hat einen Schlüssel bei sich, aber wir können sie nicht untereinander tauschen, da sie nicht kompatibel mit anderen Schlössern sind.
Wird der Honig schlechter durch Bücherskorpione?
Da sich die Bücherskorpione nicht auf den klebrigen, feuchten Honigwaben aufhalten, ist eine Verschmutzung des Honigs durch Pseudoskorpione oder deren Exkremente ausgeschlossen. Zudem ist der Honig in den Ländern, in welchen die Tiere natürlicherweise noch in den Bienenstöcken angetroffen werden, auch nicht von schlechterer Qualität.
Pseudoskorpione wirken nicht in die verdeckelten Waben, ein Nachteil gegenüber der Chemie?
Die Behauptung, dass Pseudoskorpione die Varroamilben nicht effektiv bekämpfen könnten, da sie nicht in die verdeckelten Waben gelangen, erinnert stark an die Frage, ob es das Huhn oder das Ei zuerst gab. Wenn sich die Varroamilben auf den Ammenbienen befinden, können Sie von den Bücherskorpionen abgesammelt und aufgefressen werden (siehe u.a. Max Beier 1951). Während die Varroamilben über die Waben laufen, um eine geeignete Brutzelle zu finden, können sie ebenfalls von den Bücherskorpionen gefressen werden. Auf diese Weise kommen die fertilen Weibchen gar nicht erst in die Brutzellen. Sind sie allerdings in der Zelle angelangt, hilft den darin befindlichen Bienenlarven auch keine Chemie, denn die von Varroamilben verursachten Krankheiten entstehen durch Viren und Bakterien, die beim Biss auf die Larve übertragen werden. Demnach kann die Chemie, die in der Zelle heranwachsenden Varroamilben zwar abtöten, jedoch die bereits beim ersten Biss übertragenen Krankheiten nicht verhindern. Ein Nachteil der Chemie ist es zudem, dass immer 100 % aller Organismen im Bienenvolk geschädigt werden, auch die Bienen und Bienenlarven, die überhaupt nicht infiziert sind. Daher ist es gewiss kein Nachteil, dass die Bücherskorpione die Varroamilben nicht in den verdeckelten Waben bekämpfen können, denn das ist überhaupt nicht erforderlich, um die Varroamilbenpopulation in Schach zu halten. Darüberhinaus haben wir es beim Einsatz von Chemikalien wie Neurotoxinen mit Resistenzbildungen zu tun. Auch der Einsatz von organischen Säuren stärkt die Varroamilben letztendlich, denn nur die resistentesten und vitalsten Milben überleben diese Prozedur und stellen im kommenden Jahr die nächste "vitalere" und "stärkere" Population. Wir betreiben mit dem Einsatz dieser Mittel also eine ungewollte Vitalitätszucht für Varroamilben. Der Bücherskorpion hingegen tötet alle Milben - egal wie resistent oder vital diese auch gegen Akarizide sein mögen - ein deutlicher Vorteil!
Sind Baumhöhlen für Bienen besser geeignet als Beuten?
Überwiegend schon. Es gibt jedoch u.a. auch dünnwandige, kalte, zügige, wasserführende Höhlen, welche kein geeignetes Innenklima für Bienen aufweisen. Ebenfalls ist das Baumhöhlenklima stark von der Holzart abhängig. Zerstreutporige Hölzer weisen i.d.R. eine viel niedrigere Luftfeuchtigkeit in solchen Höhlen auf, als ring- oder unporige Hölzer. Uns ist hierzu leider keine Studie bekannt, die eine natürliche Baumhöhlenpräferenz der Bienen, in einheimischen Bäumen, zum Untersuchungsgegenstand hatte, daher lässt sich schwer beurteilen, ob Bienen diese Baumhöhlen überhaupt bezogen haben. Wenn ein Bienenvolk sich für eine ungeeignete Höhle entscheidet, unterliegt es den Faktoren der natürlichen Selektion. Da Bienenvölker über Schwärme immer mehr Tochtervölker erzeug(t)en, als notwendig wäre, um die Art zu erhalten, wäre es auch kein Problem, wenn ein solches Volk ausselektiert würde. Unter natürlichen ökologischen Verhältnissen, gab es aber stets eine große Anzahl geeigneter, trockener Baumhöhlen, welche den Fortbestand sicherten.
Die afrikanisierte Honigbiene setzt sich effektiv gegen die Varroamilben zur Wehr und hat dennoch eine gute Honigleistung. Muss es daher nicht doch möglich sein, diese Kombination auch bei uns durch Zucht zu generieren?
Die afrikanisierte Honigbiene setzt sich nicht nur effektiv gegen die Varroa zur Wehr, sondern auch gegen alle anderen “Feinde“, Imker eingeschlossen. Darüber hinaus ist die Sammelleistung eines Bienenvolkes in erster Linie standortabhängig. Die Verbreitungsgebiete, die tropischen und subtropischen Zonen des amerikanischen Kontinents, sind gleichzeitig auch jene Gebiete, mit der höchsten pflanzlichen Artenvielfalt in der Welt. Es macht einen großen Unterschied, ob sich Nektar im Überfluss, in direkter Stockumgebung befindet oder die Bienen kilometerweit zu einer mäßigen Trachtquelle fliegen müssen. Daher kann der Arbeitseinsatz, der in unseren Regionen befindlichen Bienenvölker sogar größer sein, bei dennoch geringerer Honigleistung. In vielen ländlichen Regionen verhungern unsere Bienen sogar (wenn der Imker nicht zu füttern würde), da nach der Blütenphase unserer riesigen Monokulturen keine Trachtquellen mehr zur Verfügung stehen (Agrarwüsten). Die Frage beruht also auf vollkommen unterschiedlichen Grundvoraussetzungen. Da die afrikanisierten Bienen aufgrund der hohen Biodiversität für die Nektartracht weniger Arbeitskapazität aufwenden müssen, haben sie darüber hinaus genügend Kapazitäten frei, um sich ebenfalls effektiv gegen die Milben zu wehren.
Tragen Bücherskorpione vielleicht neue Viren und Bakterien in die Bienenstöcke ein?
Viren und Bakterien befinden sich faktisch überall und auf jedem Organismus. Ein einziges Gramm Erde kann eine Milliarde Bakterienzellen beinhalten. Jeder Mensch trägt mehr Bakterien mit sich herum, als Menschen auf dieser Welt leben… Ein Bienenvolk mit 20.000 Sammelbienen, die jeden Tag nach draußen fliegen, Wasser, Nektar und Pollen sammeln, tragen stetig unzählige Mikroorganismen in den Stock. Ein Bücherskorpion lebt hingegen stationär, und kommt daher auch nicht mit stockfremden Pathogenen in Kontakt. Zudem kommt es bei Kontakt mit den Bienen zu keinen Austausch von Köperflüssigkeiten. Außerdem leb(t)en Bücherskorpione seit Urzeiten in Symbiose mit den Bienen, ohne, dass es hier zu Problemen kam – die Frage ist daher eine reine- und zudem extrem abwegige Spekulation.
Warum sind die Bücherskorpione nicht mehr in den Beuten zu finden?
Es gibt zwei Hauptgründe, warum die Bücherskorpione heutzutage nicht mehr in den Bienenstöcken anzutreffen sind. Einerseits verhindern die modernen Bienenstöcke, dass sich die Tiere ansiedeln können. Andererseits verwenden die Imker Jahr für Jahr Akarizide (Milbenbekämpfungsmittel), um die Varroamilben abzutöten. Die gängigsten Mittel, wie Ameisensäure und Perizin töten die Bücherskorpione, auch wenn nur geringe Konzentrationen zur Anwendung kommen, innerhalb von Sekunden. Da die Imker diese Mittel regelmäßig einsetzen, wird ein Überleben der Bücherskorpione in den Stöcken unmöglich gemacht.
Sind die Chelifer cancroides für Bienen eine Gefahr ?
Viele Imker sind besorgt über den Gedanken, ein kleines Raubtier in den Bienenstock zu setzen und nehmen an, dass Bücherskorpione nicht in einen Bienenstock gehören, doch dieses ist ein Irrglaube. Das Bücherskorpione mit Bienen zusammenleben, wurde bereits im Jahr 1891 beschrieben. Dr. Max Beier, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Pseudoskorpione und ein weltweit anerkannter Zoologe, schrieb ebenfalls bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts mehrere Artikel zu diesem Thema, u.a. "Der Bücherskorpion, ein willkommener Gast der Bienenvölker". In diesem Aufsatz beschreibt Herr Dr. Beier die Eigenschaften und Verhaltensweisen der Bücherskorpione innerhalb von Bienenstöcken, ein schädliches Verhalten gegenüber den Bienen und deren Brut wurde weder damals, noch heute beobachtet. Auch das Lexikon der Bienenkunde (1987) beschreibt den Bücherskorpion als Nützling. Die Sorge, dass Bienen durch Bücherskorpione geschädigt werden ist absolut unbegründet. Zudem ist Bewiesen, dass erst die Imker, vor wenigen Jahrzehnten, diese funktionierende Symbiose durch Säuren, Neurotoxine und moderne Bienenstöcke ausgelöscht haben. Da nicht die Menschen die Pseudoskorpione in die Bienenstöcke gesetzt haben, sondern diese im Laufe der Evolution auf natürliche Weise eine Symbiose mit den Bienen entwickelten ist anzunehmen, dass diese bereits seit Jahrtausenden, - wenn nicht seit Millionen von Jahren bestand hatte. Überall auf der Welt, wo Bienen noch in der Natur überleben können, findet man auch Pseudoskorpione in ihren Nestern. Dabei haben sich einige Arten (insbes. Ellingsenius) auf die Bienen spezialisiert. Diese Arten kommen daher ausschließlich in wildlebenden Bienenvölkern vor und halten ihren Wirt sauber.
Fressen Bücherskorpione nur tote Milben?
Ja, denn die Bücherskorpione töten die Milben bevor sie diese aussaugen! Sie sind allerdings keine Aaßfresser. Setzt man einen Bücherkskorpion mit 99 toten und einer lebendigen Varroamilben in ein Gefäß, so wird dieser zielstrebig die "eine" lebendige attakieren, töten und aussaugen. Es wurde uns immer wieder berichtet, dass ein namenhafter Vertreter eines Bienenforschungsinstituts in seinen Vorträgen einen derartigen Nonsens erzählt. Hier dürften jedoch andere Motivationen die Ursache sein - mit biologischen Fachwissen hat das jedenfalls nichts zu tun!
Wieviel fressen Bücherskorpione?
Ein ausgehungerter Bücherskorpion kann bis zu 9 Varroamilben an einem Tag fressen. Im Durchschnitt frisst ein Chelifer zwischen 3-6 Milben täglich.
Halten sich Bücherskorpione tatsächlich nur auf dem Bodenschieber auf und jagen nur die Milben die herunterfallen?
Nein! Es gibt inzwischen eindeutige Videoaufnahmen und Belege die beweisen, dass Bücherskorpione die gesamte Beute durchwandern und aktiv auf Jagd gehen.
Wieso bringt es nichts Bücherskorpione im Kampf gegen die Varroamilbe in Standardbeuten einzusetzen?
1. Bücherskorpione gelangen durch die Rähmchenaufhängung nur vereinzeln auf die Waben, hier müssen Wabenübergänge geschaffen werden, damit die Tiere jagen können.
2. Die modernen Beuten sind zu feucht und bieten den Bücherskorpionen kein Habitat (siehe Beutenforschung).
3. Eine Mikrofauna ist entscheidend: Ganz wie früher (bzw. in einer Baumhöhle) müssen eine große Anzahl von Kleinstlebewesen mit im Stock "wohnen", damit die Nymphen der Bücherskorpione etwas zu fressen haben. Das Bienengemüll und die von den Bienen erzeugte Wärme sind die Grundlage für die Fauna.